Warum läuft Herr R. Amok?
Rambo II – Der Auftrag (Rambo: First Blood Part II)
(USA 1985)
Regie: George P. Cosmatos, Drehbuch: John Carpenter, Sylvester Stallone, Kevin Jarre, Kamera: Jack Cardiff, Musik: Jerry Goldsmith, Schnitt: Larry Bock, Mark Goldblatt, Mark Helfrich, Gib Jaffe, Frank E. Jimenez
Darsteller: Sylvester Stallone (John J. Rambo), Richard Crenna (Col. Samuel Trautman), Charles Napier (Marshall Murdock), Julia Nickson (Co Bao), Steven Berkoff (Lt. Col. Podovsky), Martin Kove (Ericson)
Synopsis: Der aufgrund der vorangegangenen Ereignisse inhaftierte John Rambo bekommt eine vorzeitige Begnadigung in Aussicht gestellt. Er soll in einer streng geheimen Mission US-amerikanische POWs in Vietnam ausfindig machen. Die Reise in die eigene Vergangenheit konfrontiert Rambo jedoch nicht nur mit den eigenen Dämonen und dem Feind von einst, sondern vor allem mit den nur auf den eigenen Vorteil bedachten Bürokraten in den eigenen Reihen ...
FUNKHUNDD: RAMBO II: DER AUFTRAG darf wohl als einer der am kontroversesten diskutierten Filme seiner Dekade angesehen werden; zugleich ist er einer ihrer populärsten und einflussreichsten. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass RAMBO II: DER AUFTRAG all das in Reinkultur repräsentiert, was man gemeinhin unter dem Begriff des „Achtziger-Actionfilms“ versteht, dass er dieses Genre wahrscheinlich sogar prototypisch verkörpert. Schiebt man den ganzen ideologischen Ballast beiseite, mit dem dieser zu einem späten und letzten Höhepunkt des Kalten Krieges erschienene Film beladen ist, so irritiert vor allem, wie sehr er sich von seinem direkten Vorgänger, an den er inhaltlich fast unmittelbar anschließt, stilistisch und in seinem Ton unterscheidet: Aus dem gebrochenen Antihelden, dem tief traumatisierten Veteranen Rambo ist ein in jeder Hinsicht überstilisierter Supermann geworden, aus dem düsteren kleinen Psychodrama ein in schillernden Farben leuchtendes Spektakel, dass in einem völlig anderen Universum angesiedelt scheint. In diesem Bruch mit dem Ursprung scheint dann auch die Kontroverse um RAMBO II: DER AUFTRAG überhaupt erst begründet zu liegen.
DER AUSSENSEITER: Interessanterweise lassen sich trotz dieser vor allem für das nichtamerikanische Publikum spürbaren Veränderungen und Brüche immer noch Parallelen zum ersten Film erkennen. Die innere Ruhe, die John Rambo am Ende von RAMBO ausstrahlt, scheint ihm im Gefängnis erhalten geblieben zu sein. Er sagt wörtlich, „er wisse hier (dem Gefängnis) wenigstens woran er ist“, er hat einen Rückzugsort gefunden, an dem er zu sich selbst kommen konnte. In gewisser Hinsicht lässt sich sagen, dass bereits ab dem Prolog, dem Gespräch zwischen Rambo und Trautman, Rambo jetzt, nach dieser Ruhephase, mit seinem (re)aktionären Verhalten beginnen kann. Das Feuer der Vergeltung brennt in ihm und er möchte es an den Ort des eigentlichen Geschehens zurücktragen. Den Film von seinem ideologischen Ballast zu befreien, ist allerdings gar nicht so einfach – auch wenn die Antagonistenfunktion der Vietnamesen den Indianern im klassischen Western gleichkommt – und auch nicht unbedingt notwendig, da die Inkludierung in eben diese Zusammenhänge noch einige zusätzlich interessante Interpretationsaspekte liefert.
FH: Da führst du mich jetzt wieder zu genau dem Thema, das ich eigentlich zu umgehen versuchte. Aber du hast Recht, es ist schwierig, um nicht zu sagen unmöglich, in RAMBO II: DER AUFTRAG nicht das Stück antikommunistischer Propaganda zu sehen, als das es damals fungierte. Dazu unterzog man den ehemals gebrochenen Helden John Rambo einer Generalüberholung: Der Ausgestoßene aus dem ersten Teil wird hier zum Hoffnungsträger einer ganzen Nation instrumentalisiert und stilisiert, der – nachdem er diese Nation im Vorgänger überhaupt erst wieder an den verlorenen und ungeliebten Krieg erinnerte – diesen Krieg nun noch einmal aufs Neue für diese ausfechten und gewinnen durfte: „Do we get to win this time?“ fragt er zu Beginn Colonel Trautman. Eine Frage, die in Kotcheffs Film undenkbar gewesen wäre, weil seinem Protagonisten dort jegliches patriotische Wir-Gefühl abhanden gekommen war. Doch schaut man sich Cosmatos’ Film mit der nötigen Distanz an, so fällt auf, dass dieser propagandistische Gehalt wie übergestülpt wirkt, kaum wirklich inhaltlich verankert ist: Die Russen sind durch ihr bloßes Russisch-Sein böse, Rambos finaler Rachefeldzug ist weniger ideologisch als vielmehr persönlich motiviert.
A: Ja, man hat das Gefühl, der Film versuche den schmalen Drahtseilakt zu vollführen, einerseits ein in Teilen ähnliches politisches Statement abzugeben wie der erste, doch diesmal eine stärker patriotische Position festzulegen, gleichzeitig aber ein gewisses Maß an Losgelöstheit vom politischen Kontext zu erreichen durch die schwach skizzierten Antagonisten, die sich aus den Soldaten sozialistischer Länder rekrutieren. Durch die vietnamesische Widerstandskämpferin Co Bao, die Reisbauern, das kleine Dörfchen in der Nähe des Dschungels, die wunderschönen Landschaftsaufnahmen, die alten Tempelruinen und die Buddhastatue an der Grenze wird deutlich, dass es auch ein anderes Vietnam gibt. Dieser Hintergrund bebildert das eigentliche Leben dieser Jahrhunderte alten Kultur und die Kommunisten wirken mit ihrem unwirklichen Lager wie Fremdkörper. Eine weitere Stütze erhält diese Lesart, dadurch, dass es scheinbar gar keine Außenwelt gibt. Der in Vietnam eintreffende Oberst Podovsky hält nie irgendwelche Rücksprachen mit Vorgesetzen. Auch scheint Moskau als eigentliche Kommandozentrale gar nicht existent. Dass die Sowjets bei Gefangennahme eines Amerikaners im vietnamesischen Dschungel einfach so auftauchen, verweist zwar darauf, dass es sich hier in gewisser Hinsicht um einen Stellvertreterkrieg gehandelt hat, ist aber ansonsten vollkommen absurd. Dieses Entbehren einer jeden politischen Glaubwürdigkeit kann manchmal schon den Eindruck erwecken, einen Fantasy-Film zu sehen, der nur eine der damaligen möglichst ähnlich aufgebaute Welt imitiert. Doch 1985 konnte/musste dies anders verstanden werden. Also mal wieder ein typisches Beispiel wie zwiespältig der Actionfilm wird, wenn er versucht prekäre gesellschaftliche oder politische Thematiken in sein Gerüst zu zwängen. Der Punkt der kaum skizzierten Bösewichter ermöglicht jedoch, den Film, wie Du schon sagtest, von solcherlei ideologischen Verfänglichkeiten weit gehend zu befreien.
FH: Zumal der Film durchaus auch in anderer Hinsicht lesbar ist – das sollte man nach 20 Jahren, in denen der Film von der Realität überholt worden ist, vielleicht mal zur Kenntnis nehmen. Das von dir sehr schön beschriebene Bild des „anderen Vietnams“ dient Cosmatos etwa nicht allein dazu zu zeigen wie die kommunistische Herrschaft eine ganze Kultur dem Vergessen überantworten wollte: Er und sein Kameramann, Altmeister Jack Cardiff (u. a. SCHWARZE NARZISSE, SKLAVIN DES HERZENS, KRIEG UND FRIEDEN und AFRICAN QUEEN), machen aus Vietnam einen spirituell aufgeladenen Ort der Mythen und Legenden und nicht zuletzt deshalb zu einem Land, das nicht nur geografisch, sondern vor allem mental zu verorten ist. Es ist der Ort, dem nur ein Krieger gewachsen ist, eine archaische Kampfmaschine wie eben John J. Rambo, dessen seelische und körperliche Vernarbungen sich in der unzähmbaren Landschaft widerspiegeln, in der Natur, Kultur und Politik einen ewigen Kampf austragen. In dieser Spiegelung trifft Cosmatos sehr gut, was Kotcheff im Vorgänger zum Ausdruck brachte: Vietnam ist die wahrhaftige Heimat seines Protagonisten, ein Ort mit dem er tatsächlich „eins“ ist. Auf Dialogebene klingt es allerdings aufgrund der schon erwähnten Comichaftigkeit des Films etwas plumper: „What you call hell, he calls home“ entgegnet Trautman dem eigentlichen Schurken des Films, dem nur auf seine Karriere bedachten Murdock. Aber diese „Hölle“ ist durchaus eine andere als die, die wir aus anderen Vietnamfilmen kennen. Natürlich, der Urwald birgt seine Gefahren, aber dennoch ist es fast ein idyllisches Vietnam, das Cardiff einfängt: Es steht in hartem Kontrast zu dem Schrecken, den Rambo dort erlebt hat und den man mit dem Land verbindet. Das zeigt sich nirgends deutlicher als in der Liebesszene zwischen Rambo und Co Bao, in der der Weichzeichner die Natur um die beiden herum fast zu Leuchten bringt. Doch dieses Idyll wird von den nahenden Feinden jäh zerrissen.
A: Die Bezeichnung, die Tuck, Braddocks Kumpel in MISSING IN ACTION, für Vietnam parat hält, „Perle des Orients“, findet deshalb auch in Cardiffs Bildern eine viel höhere Entsprechung als in den schmutzigen Panoramen Fernandes’. Die Figurenkonstellationen sind etwas, was bei RAMBO II: DER AUFTRAG ebenfalls gerne unter den Tisch fallen gelassen wird. Selten hatte die dramaturgische Positionierung eines love interest eine bedeutungsvollere Aufgabe als hier, denn wenn man genau hinsieht, erschließt sich eine Seite an John Rambo, die bei aller patriotischer Verblendung, sei es die, die man im Drehbuch finden kann, oder die, die dem Film gerne nachgesagt wird, das gesamte Ideologiegerüst, wenn auch nur kurz, zusammenbrechen lässt. Nach der Folterung Rambos im Gefangenenlager und seiner Flucht, die Co durch ihr selbstloses Eingreifen überhaupt erst ermöglicht, entdeckt er tiefe Gefühle zu dieser Frau. Die gehen sogar soweit, dass er bereit ist alles zu vergessen und mit Co über den Umweg nach Thailand in die USA zu fliehen, nachdem man die Mission als gescheitert betrachten kann und er weiß, dass er durch seine eigene Regierung keinerlei Rückhalt hat. Er möchte Co mitnehmen und alle Ideale nach Freiheit – auch im ganz buchstäblichen Sinne für die POWs – sind jetzt nicht mehr so wichtig, weil er nach all den Jahren einen Menschen gefunden zu haben scheint, der auch für ihn durchs Feuer gehen würde und das ganz ohne Anbindung an das Militär. Eine evolutionspsychologische Deutung der Ereignisse bietet sich hier somit ein weiteres Mal an und zeigt auch auf, wie dicht diese wissenschaftliche Theorie an Liebesvorstellungen der Romantik ist. Der Moment des Glücks für die beiden währt nur wenige Sekunden und sofort wird Co von den Kugeln vietnamesischer Soldaten regelrecht zersiebt. Erst ab da wird, wie innerhalb des Genres üblich, der männliche Rachemotor angeworfen. So wie Co bereit war „ihren Mann“ zu erretten und aus der dunklen Hölle der Folterkeller zu befreien, wird Rambo seinerseits Vergeltung üben, da ihm nun auch das Letzte, Wichtigste genommen wurde. In einem beispiellosen Finale, welches das gesamte letzte Drittel des Filmes einnimmt, wird er das ihn verbrennende Feuer in seinem Inneren über das gesamte Gefangenenlager verteilen und jeden vernichten, der sich ihm in den Weg stellt. Die Befreiung der amerikanischen Soldaten, die von der Einsatzzentrale gar nicht gewünscht wurde, erscheint da wie ein Nebenprodukt. Sein Hass treibt ihn nunmehr an. Die Bilder der Explosionen, welche das bis dahin aufwändigste pyrotechnische Feuerwerk der Filmgeschichte darstellten, machen dies eindrucksvoll deutlich.
FH: Ja, dieses Finale walzt einen auch nach 20 Jahren noch völlig nieder mit seiner ungebremsten Zerstörungswut und dem feurigen Hass, den Rambo auf seine Feinde niedergehen lässt. Verglichen mit modernen Actionfilmen wirkt der Rest von RAMBO II: DER AUFTRAG heute ja beinahe ruhig. Dieser Ausbruch bricht aber auch mit dem Bild, das bisher vom Soldaten John Rambo vermittelt wurde: Die ruhige und präzise Vorgehensweise, die wenn auch nicht ganz emotionslose, so doch sehr sachliche Art, mit der er seinem Werk nachgeht, weicht der ungebremsten Raserei. Im Grunde jedoch eine parallele Entwicklung zum Finale des Vorgängers, nur dass sich Rambos Kontrollverlust dort mehr nach innen richtete und in einem seelischen Zusammenbruch kulminierte. Du hast Recht mit deiner Beobachtung, dass politische Motive in Rambos finalem Amoklauf, wenn sie auch nicht ganz abwesend sind, so doch eine zumindest äußerst untergeordnete Rolle spielen. Diese Tatsache wurde und wird in der Rezeption ja gern übersehen, für mich ist sie jedoch einer der Hauptgründe dafür, die bisherige ideologiekritische Rezeption des Films einer Revision zu unterziehen. Das (eigentliche) Thema von Cosmatos’ Sequel ist nicht einzig die Befreiung von POWs und auch nicht die verspätete Vergeltung für einen verlorenen Krieg, es geht um die Menschwerdung der Maschine John Rambo. Nachdem er in RAMBO den Vereinigten Staaten eine Konfrontationstherapie verpasste, stellt er sich nun selbst seinem Trauma, um es für immer hinter sich zu lassen. Es ist interessant und unterstreicht die Widersprüchlichkeit von RAMBO II: DER AUFTRAG, dass dieser Prozess der Menschwerdung von einem Charakter durchlaufen wird, der mehr und mehr maschinelle Züge an den Tag legt.
A: Das gesamte Äußere Rambos wurde von seinem Darsteller zu einem einzigen Muskelberg getrieben, womit er den Aspekt des maschinellen Kriegers unterstreicht. Als er sich Co gegenüber öffnet, lässt er Gefühle zu und wird daraufhin sofort von der Welt bestraft. Wiederum ein Verweis auf den im Actionfilm allgegenwärtigen, existenzialistischen Zynismus. Das Individuum weiß sich irgendwann gegen die Umstände nicht mehr anders zu helfen als mit Gewalt. Verübte John Rambo im ersten Teil in die Enge getrieben noch einen Rückschlag gegen die amerikanische Gesellschaft, so verübt er ihn diesmal an denen, die ihm die Möglichkeit raubten einen letzten Funken auf Hoffnung in der Welt zu haben. Es ist der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, und somit bricht auch gleichzeitig sein Leid durch, das er all die Jahre verdrängt hat. Dass er damit stellvertretend für eine ganze Nation und deren Trauma Vergeltung übt, ist außerhalb der diegetischen und rein auf der Rezipientenebene eine mehr als nur beiläufig geschehende Angelegenheit. Der Film hat in der amerikanischen Gesellschaft ein höheres Bewusstsein für das Leid der amerikanischen Soldaten geschaffen als die großen Heimkehrerdramen. Ausgerechnet RAMBO II: DER AUFTRAG gab Mitte der 1980er-Jahre entscheidende Anstöße, sich intensiver mit den Veteranen des Krieges zu befassen und ihnen höhere Sozialleistungen zur Verfügung zu stellen. Das dürfte zu einem nicht unerheblichen Anteil daran liegen, dass Ronald Reagan der Film im Besonderen gefiel: „After seeing RAMBO last night, I know what to do next time this happens.“ Auf die weiteren Entwicklungen, welche die Kunstfigur „Rambo“ zu einem der größten Massenphänomene und Pop-Ikonen der Dekade gemacht haben, will, aber vor allem kann ich gar nicht weiter eingehen, weil dies zu beschreiben die Worte fehlen. Diese regelrechte Hysterie, die sowohl bei Kritikern als auch bei Befürwortern Rambo zu einem Politikum erster Ordnung machte, lässt sich nur bei intensiver Beschäftigung mit den historischen und politischen Zusammenhängen nachvollziehen. Während es viele ehemalige G.I.s gab, die in Rambo eine Art Gallionsfigur sahen, gab es ebenso Veteranenverbände, die vor einer Verzerrung der Kriegsrealität warnten. Interessant ist hierbei, dass eine genaue Betrachtung der Figurenkonstellation hier doch wieder ein wesentlich differenzierteres Bild zutage fördern kann. Stichwort: Murdock!
FH: Richtig, denn wie schon im ersten Teil ist der Feind auch im Sequel vor allem in den eigenen Reihen zu suchen, hier in Vertretung des Regierungsbeamten Murdock, der Rambos Einsatz leitet. Murdock, mit viel Verve von Charles Napier gegeben, ist das Musterbeispiel des karrieristischen Bürokraten, der stumpf den Befehlen von oben gehorcht, dabei nur an seinen eigenen Vorteil denkt und überhaupt keine moralischen Werte zu kennen scheint – um dieses Bild abzurunden, ist er in der Kommandozentrale ständig von kernigen Söldnern umgeben, für die der Einsatz eine Art Urlaub ist. Diesen Leuten – aber auch ihren Vorgesetzten – sind die Kriegsgefangenen letztlich egal. Dass Rambo tatsächlich welche findet, ist dann auch gar nicht geplant: Die Mission sollte ihn eigentlich zu einem in dieser Jahreszeit nicht besetzten Lager führen, den Glauben an zurückgebliebene US-Soldaten somit als irrig erweisen, die Öffentlichkeit beruhigen und die Regierung der Pflicht entheben, wirklich etwas zu tun. Wieder einmal fungiert Rambo also als Störenfried, indem er das Verdrängte ans Tageslicht bringt und eine Auseinandersetzung erzwingt. Die populistische Kritik an „Denen da oben“ ist nun nichts Ungewöhnliches im Actionkino: Vor allem die Filme Seagals zeichnen sich durch eine extreme Skepsis gegen Behörden wie das CIA oder FBI aus. Die New York Times bezeichnete Seagals Debütfilm NICO damals etwa als „the year’s first left-wing right-wing movie“. Diese Ausrichtung korrespondiert mit der Ausrichtung des Actionfilms eben auf das, was er bezeichnet: Aktion, Handlung. Insofern ist der Actionfilm per se schon reaktionär, weil er ja immer die Handlung über die Kontemplation stellt. Sie in einem Abwasch als faschistoid abzuhaken greift deshalb zu kurz. Diese Filme sind ja wesentlich komplexer als man ihnen gemeinhin zubilligt. RAMBO II: DER AUFTRAG setzt den korrupten Entscheidungsträgern die klischierte Ehrlichkeit des kleinen Mannes entgegen, der dem abstrakten Ideal eines liebenden Vaterlands hinterher trauert und weiß, wie es besser ginge. Aber es zeichnet sich mehr und mehr ab, dass dieses Ideal ein solches bleiben muss. Rambo ist somit ein mit seinem gestählten und geschundenen Körper ein kaum verschleierter Nachkomme jener Übriggebliebenen, die der Spätwestern und der Eastern etwa eines Chang Chehs thematisierten. Er ist das Relikt einer Zeit, in der die einfachen Lösungen noch praktikabel waren, die nun aber vorbei ist: Sein Sieg am Ende ist nur ein fadenscheiniger. Rambo ist nicht nur zwischen zwei Orten gefangen – den USA und Vietnam – wie der erste Teil deutlich machte, sondern auch zwischen den Zeiten. Was das bedeutet, wurde ja drei Jahre später ganz offenkundig als RAMBO III von der Realität eingeholt und sein Held im Anschluss in den Vorruhestand geschickt wurde.
A: Auch hier kann man wieder die Parallele ziehen, zwischen dem Ende des sozialistischen Reichs, von Reagan einst das „Reich des Bösen“ tituliert, und dem Ende eben dieses Kriegers, der als einziger gegen dessen Häscher bestehen kann. Die Möglichkeit der Entpolitisierung der Inhalte ist eklatant. Gegen ein mächtiges Reich, dessen böse Kraft der guten ebenbürtig erscheint, braucht es einen Super-Krieger. Deswegen hat Rambo auch keine Hilfe. Das übermächtige Individuum wird gegenüber einer Ideologie, welche den Kollektivgedanken transportiert, obsiegen. Interessant ist, dass noch in den späten 80er-Jahren, als die Sowjetunion begann sich zu öffnen und keine Monster durch den eisernen Vorhang schritten, die Skizzierung als „Reich des Bösen“ nicht mehr funktionabel war und auch ein Held wie Rambo in den Ruhestand geschickt wurde. Doch greift auch das wieder vor. Deine Charakterisierung Murdocks würde ich gerne etwas weiter fassen. Du sprichst Charles Napier an, aber allein schon seine Besetzung, das kantige entschlossene Gesicht, machen deutlich, dass es sich nicht nur um einen stumpfen Befehlsempfänger handelt, sondern auch um jemanden, der die Verantwortung für die USA übernehmen möchte. Allerdings macht er dies auf eine Art und Weise, die dem grundlegenden Empfinden von Gerechtigkeit zuwiderläuft, da er in politischen Dimensionen denkt. Er fragt Trautman auch, was denn passieren würde, wenn man einen „ausgebrannten Kriegsveteranen“ in den Nachrichten zeigen würde: „Jeder von denen da draußen (die amerikanische Bevölkerung) würde nach einer Invasion schreien.“ Murdock soll dafür sorgen, dass die Bevölkerung nachts gut schlafen kann, doch das kann sie eben nur, wenn man keine Gefangenen findet. Alles andere würde nur zu Unruhe führen und den Krieg wollte man ja nun nach zehn Jahren endlich hinter sich lassen. Insofern ist Murdock sehr moralisch, nur eben dem System verhaftet. Deshalb finde ich die Aussage, dass Rambo diesem die klischierte Ehrlichkeit des kleinen Mannes entgegen hält so auch nicht korrekt. Vielmehr handelt es sich um Werte der Humanität, die Ideale, die in den USA doch immer so gerne zelebriert werden, auch tatsächlich umzusetzen. Wie du anhand der reaktionären Vorgehensweise der Figur, bei der der Zweck die Mittel heiligt, schon anführst, ein äußerst widersprüchliches Verhalten. Humanität durch Töten ihrer Feinde.
FH: Deine Ausführungen zu Murdock sind in der Tat sehr hilfreich, meine etwas zu kurz gefassten Aussagen zu differenzieren. Dennoch ist es ja so, dass die Werte der Humanität im Actionfilm fast immer dem „kleinen Mann“ zugeordnet werden, der an die Stelle des diplomatischen Abwägens der Fürs und Widers eben die kurz entschlossene Handlung setzt. Auch Rambo denkt ja nicht viel weiter als bis zu seinen gefangenen Kameraden, die er um jeden Preis befreien will – wohl auch, um sich selbst endlich von den Ketten Vietnams zu befreien. Das ist auch einer der Unterschiede zwischen dem Vorgänger und dem Sequel: Du hast in einem Gespräch über RAMBO mal gesagt, John Rambo denke als Soldat zu viel, das sei sein Problem. In Cosmatos’ Film wird Rambo zwar immer noch als wortkarger Grübler gezeichnet, aber sobald er in Aktion ist, funktioniert er geradezu reibungslos, wirft er jegliche Zweifel ab. Das führt mich zu einem anderen Aspekt, den Kontrast von Natur und Technik, auf den ich noch mal kurz eingehen möchte und der ja schon im Original sehr wichtig war. In RAMBO II: DER AUFTRAG sind diese beiden Antipoden stärker ineinander verwoben und schwieriger voneinander zu trennen. Rambo, das hatten wir schon bei Kotcheffs Film gesagt, inkorporiert ja sowohl maschinelle als auch natürliche Eigenschaften. Das wird in Teil 2 ganz explizit in Rambos gestähltem, aufgepumpten Körper, der mit seinen großkalibrigen Schusswaffen nahezu verwachsen ist, so wie die Maschinenmenschen in Shinya Tsukamotos TETSUO-Filmen, seinem Bogen – eine der Hauptattraktionen des Films–, in dem Tradition und moderne Technik eine Symbiose miteinander eingehen (und natürlich in seiner fast schon sentimentalen Beziehung zu seinem Messer), aber auch in Rambos Genealogie: Er hat unter anderem deutsche und indianische Vorfahren. Aber es ist auch die Verbindung mit dem Maschinellen, die Domestizierung des Wilden, die für Probleme sorgt: In einem von komplexen Beziehungen geprägten, sensiblen System wie der Politik ist Rambo der Mann fürs Grobe, der die geordneten Abläufe durcheinander bringt. Umgekehrt bringt den geborenen Krieger die moderne Ausrüstung, mit der man ihn ausstattet, beim Fallschirmsprung fast um. Ich finde diesen Diskurs mit am spannendsten in RAMBO II: DER AUFTRAG. Man darf vermuten, dass die recht geschickte Ausarbeitung dieses Themas auf James Cameron zurückzuführen ist. Das Westernduell zum Finale, in dem sich Rambo und Podovsky in zwei Hubschraubern gegenüberstehen, bringt Rambos Underdogrolle, die Funktion von Technik und Natur, auf den Punkt: Rambos Helikopter ist schon fast zerstört, liegt wie ein waidwundes Tier nieder und erwartet den Todesstoß, Podovsky hat mit seiner Präzisionswaffe die eindeutig besseren Karten, verliert aber aufgrund des Überlebensinstinktes des US-Soldaten. Demgegenüber muss jede Technik versagen.
A: Dieser Western-Showdown bringt die explosive Sprengkraft des Actiongenres noch mal gut auf den Punkt. Wer hatte da jetzt aber die Sonne im Rücken? Deine Begriffswahl des „kleinen Mannes“ finde ich etwas problematisch, da man da doch recht schnell an den einfältig-tumben Bürger denkt, der aufgrund mangelnder Einsicht einfach alles abfertigt und oft fehlerhafte Pauschalurteile heraushaut. Letztlich vertritt Rambo in seinem Heldentum uns alle. So wie das bei einem Helden nun mal ist. Er erduldet all die Pein und Erniedrigungen in erhöhtem Maße, um so noch besser für jeden von uns die Stellvertreterposition einzunehmen. Weil er so „fantastisch“ ist, können wir alle unsere Hoffnungen auf ihn projizieren. Eine Identifikation ist mit einem solchen Supermann erschwert. Rambo wirbelt den Polit-Zirkus durcheinander, aber es stellt sich die Frage, inwieweit eine Ordnung, die reibungslos läuft, wenn alle korrupten Achsen geschmiert sind, noch eine Ordnung ist, wenn 2 + 2 auch mal 5 ergeben kann. Insofern bringt Rambo auch eine Ordnung rein, jedoch archaisch und einfacher. Eine Ordnung, die nicht nur der „kleine Mann“ versteht, sondern jeder Mensch, der empfindet. Menschenleben ohne Sinn zu opfern, weil diese Menschen an etwas erinnern, was man vergessen möchte, kann nicht (in) Ordnung sein. Eine Botschaft, die vor allem die Amerikaner berührt hat. Wäre die Folter nicht so ausgedehnt, das Blut der Schusswunden nicht so rot und der politische Konflikt nicht so real gewesen, Rambo hätte sich auch gut in jedem klassischen Western gemacht. Die Kombination aus Western und Kriegsfilm, gepaart mit einem Hauptdarsteller, dessen Äußeres jeden griechischen Dichter hätte verzücken lassen, ließ mit Rambo einen Pop-Mythos entstehen, der seinen Einzug schon seit Jahren ins Konversationslexikon gefunden hat. Und dass dies noch nicht das Ende sei, dafür sorgte RAMBO III.
(USA 1985)
Regie: George P. Cosmatos, Drehbuch: John Carpenter, Sylvester Stallone, Kevin Jarre, Kamera: Jack Cardiff, Musik: Jerry Goldsmith, Schnitt: Larry Bock, Mark Goldblatt, Mark Helfrich, Gib Jaffe, Frank E. Jimenez
Darsteller: Sylvester Stallone (John J. Rambo), Richard Crenna (Col. Samuel Trautman), Charles Napier (Marshall Murdock), Julia Nickson (Co Bao), Steven Berkoff (Lt. Col. Podovsky), Martin Kove (Ericson)
Synopsis: Der aufgrund der vorangegangenen Ereignisse inhaftierte John Rambo bekommt eine vorzeitige Begnadigung in Aussicht gestellt. Er soll in einer streng geheimen Mission US-amerikanische POWs in Vietnam ausfindig machen. Die Reise in die eigene Vergangenheit konfrontiert Rambo jedoch nicht nur mit den eigenen Dämonen und dem Feind von einst, sondern vor allem mit den nur auf den eigenen Vorteil bedachten Bürokraten in den eigenen Reihen ...
FUNKHUNDD: RAMBO II: DER AUFTRAG darf wohl als einer der am kontroversesten diskutierten Filme seiner Dekade angesehen werden; zugleich ist er einer ihrer populärsten und einflussreichsten. Ich würde sogar so weit gehen zu behaupten, dass RAMBO II: DER AUFTRAG all das in Reinkultur repräsentiert, was man gemeinhin unter dem Begriff des „Achtziger-Actionfilms“ versteht, dass er dieses Genre wahrscheinlich sogar prototypisch verkörpert. Schiebt man den ganzen ideologischen Ballast beiseite, mit dem dieser zu einem späten und letzten Höhepunkt des Kalten Krieges erschienene Film beladen ist, so irritiert vor allem, wie sehr er sich von seinem direkten Vorgänger, an den er inhaltlich fast unmittelbar anschließt, stilistisch und in seinem Ton unterscheidet: Aus dem gebrochenen Antihelden, dem tief traumatisierten Veteranen Rambo ist ein in jeder Hinsicht überstilisierter Supermann geworden, aus dem düsteren kleinen Psychodrama ein in schillernden Farben leuchtendes Spektakel, dass in einem völlig anderen Universum angesiedelt scheint. In diesem Bruch mit dem Ursprung scheint dann auch die Kontroverse um RAMBO II: DER AUFTRAG überhaupt erst begründet zu liegen.
DER AUSSENSEITER: Interessanterweise lassen sich trotz dieser vor allem für das nichtamerikanische Publikum spürbaren Veränderungen und Brüche immer noch Parallelen zum ersten Film erkennen. Die innere Ruhe, die John Rambo am Ende von RAMBO ausstrahlt, scheint ihm im Gefängnis erhalten geblieben zu sein. Er sagt wörtlich, „er wisse hier (dem Gefängnis) wenigstens woran er ist“, er hat einen Rückzugsort gefunden, an dem er zu sich selbst kommen konnte. In gewisser Hinsicht lässt sich sagen, dass bereits ab dem Prolog, dem Gespräch zwischen Rambo und Trautman, Rambo jetzt, nach dieser Ruhephase, mit seinem (re)aktionären Verhalten beginnen kann. Das Feuer der Vergeltung brennt in ihm und er möchte es an den Ort des eigentlichen Geschehens zurücktragen. Den Film von seinem ideologischen Ballast zu befreien, ist allerdings gar nicht so einfach – auch wenn die Antagonistenfunktion der Vietnamesen den Indianern im klassischen Western gleichkommt – und auch nicht unbedingt notwendig, da die Inkludierung in eben diese Zusammenhänge noch einige zusätzlich interessante Interpretationsaspekte liefert.
FH: Da führst du mich jetzt wieder zu genau dem Thema, das ich eigentlich zu umgehen versuchte. Aber du hast Recht, es ist schwierig, um nicht zu sagen unmöglich, in RAMBO II: DER AUFTRAG nicht das Stück antikommunistischer Propaganda zu sehen, als das es damals fungierte. Dazu unterzog man den ehemals gebrochenen Helden John Rambo einer Generalüberholung: Der Ausgestoßene aus dem ersten Teil wird hier zum Hoffnungsträger einer ganzen Nation instrumentalisiert und stilisiert, der – nachdem er diese Nation im Vorgänger überhaupt erst wieder an den verlorenen und ungeliebten Krieg erinnerte – diesen Krieg nun noch einmal aufs Neue für diese ausfechten und gewinnen durfte: „Do we get to win this time?“ fragt er zu Beginn Colonel Trautman. Eine Frage, die in Kotcheffs Film undenkbar gewesen wäre, weil seinem Protagonisten dort jegliches patriotische Wir-Gefühl abhanden gekommen war. Doch schaut man sich Cosmatos’ Film mit der nötigen Distanz an, so fällt auf, dass dieser propagandistische Gehalt wie übergestülpt wirkt, kaum wirklich inhaltlich verankert ist: Die Russen sind durch ihr bloßes Russisch-Sein böse, Rambos finaler Rachefeldzug ist weniger ideologisch als vielmehr persönlich motiviert.
A: Ja, man hat das Gefühl, der Film versuche den schmalen Drahtseilakt zu vollführen, einerseits ein in Teilen ähnliches politisches Statement abzugeben wie der erste, doch diesmal eine stärker patriotische Position festzulegen, gleichzeitig aber ein gewisses Maß an Losgelöstheit vom politischen Kontext zu erreichen durch die schwach skizzierten Antagonisten, die sich aus den Soldaten sozialistischer Länder rekrutieren. Durch die vietnamesische Widerstandskämpferin Co Bao, die Reisbauern, das kleine Dörfchen in der Nähe des Dschungels, die wunderschönen Landschaftsaufnahmen, die alten Tempelruinen und die Buddhastatue an der Grenze wird deutlich, dass es auch ein anderes Vietnam gibt. Dieser Hintergrund bebildert das eigentliche Leben dieser Jahrhunderte alten Kultur und die Kommunisten wirken mit ihrem unwirklichen Lager wie Fremdkörper. Eine weitere Stütze erhält diese Lesart, dadurch, dass es scheinbar gar keine Außenwelt gibt. Der in Vietnam eintreffende Oberst Podovsky hält nie irgendwelche Rücksprachen mit Vorgesetzen. Auch scheint Moskau als eigentliche Kommandozentrale gar nicht existent. Dass die Sowjets bei Gefangennahme eines Amerikaners im vietnamesischen Dschungel einfach so auftauchen, verweist zwar darauf, dass es sich hier in gewisser Hinsicht um einen Stellvertreterkrieg gehandelt hat, ist aber ansonsten vollkommen absurd. Dieses Entbehren einer jeden politischen Glaubwürdigkeit kann manchmal schon den Eindruck erwecken, einen Fantasy-Film zu sehen, der nur eine der damaligen möglichst ähnlich aufgebaute Welt imitiert. Doch 1985 konnte/musste dies anders verstanden werden. Also mal wieder ein typisches Beispiel wie zwiespältig der Actionfilm wird, wenn er versucht prekäre gesellschaftliche oder politische Thematiken in sein Gerüst zu zwängen. Der Punkt der kaum skizzierten Bösewichter ermöglicht jedoch, den Film, wie Du schon sagtest, von solcherlei ideologischen Verfänglichkeiten weit gehend zu befreien.
FH: Zumal der Film durchaus auch in anderer Hinsicht lesbar ist – das sollte man nach 20 Jahren, in denen der Film von der Realität überholt worden ist, vielleicht mal zur Kenntnis nehmen. Das von dir sehr schön beschriebene Bild des „anderen Vietnams“ dient Cosmatos etwa nicht allein dazu zu zeigen wie die kommunistische Herrschaft eine ganze Kultur dem Vergessen überantworten wollte: Er und sein Kameramann, Altmeister Jack Cardiff (u. a. SCHWARZE NARZISSE, SKLAVIN DES HERZENS, KRIEG UND FRIEDEN und AFRICAN QUEEN), machen aus Vietnam einen spirituell aufgeladenen Ort der Mythen und Legenden und nicht zuletzt deshalb zu einem Land, das nicht nur geografisch, sondern vor allem mental zu verorten ist. Es ist der Ort, dem nur ein Krieger gewachsen ist, eine archaische Kampfmaschine wie eben John J. Rambo, dessen seelische und körperliche Vernarbungen sich in der unzähmbaren Landschaft widerspiegeln, in der Natur, Kultur und Politik einen ewigen Kampf austragen. In dieser Spiegelung trifft Cosmatos sehr gut, was Kotcheff im Vorgänger zum Ausdruck brachte: Vietnam ist die wahrhaftige Heimat seines Protagonisten, ein Ort mit dem er tatsächlich „eins“ ist. Auf Dialogebene klingt es allerdings aufgrund der schon erwähnten Comichaftigkeit des Films etwas plumper: „What you call hell, he calls home“ entgegnet Trautman dem eigentlichen Schurken des Films, dem nur auf seine Karriere bedachten Murdock. Aber diese „Hölle“ ist durchaus eine andere als die, die wir aus anderen Vietnamfilmen kennen. Natürlich, der Urwald birgt seine Gefahren, aber dennoch ist es fast ein idyllisches Vietnam, das Cardiff einfängt: Es steht in hartem Kontrast zu dem Schrecken, den Rambo dort erlebt hat und den man mit dem Land verbindet. Das zeigt sich nirgends deutlicher als in der Liebesszene zwischen Rambo und Co Bao, in der der Weichzeichner die Natur um die beiden herum fast zu Leuchten bringt. Doch dieses Idyll wird von den nahenden Feinden jäh zerrissen.
A: Die Bezeichnung, die Tuck, Braddocks Kumpel in MISSING IN ACTION, für Vietnam parat hält, „Perle des Orients“, findet deshalb auch in Cardiffs Bildern eine viel höhere Entsprechung als in den schmutzigen Panoramen Fernandes’. Die Figurenkonstellationen sind etwas, was bei RAMBO II: DER AUFTRAG ebenfalls gerne unter den Tisch fallen gelassen wird. Selten hatte die dramaturgische Positionierung eines love interest eine bedeutungsvollere Aufgabe als hier, denn wenn man genau hinsieht, erschließt sich eine Seite an John Rambo, die bei aller patriotischer Verblendung, sei es die, die man im Drehbuch finden kann, oder die, die dem Film gerne nachgesagt wird, das gesamte Ideologiegerüst, wenn auch nur kurz, zusammenbrechen lässt. Nach der Folterung Rambos im Gefangenenlager und seiner Flucht, die Co durch ihr selbstloses Eingreifen überhaupt erst ermöglicht, entdeckt er tiefe Gefühle zu dieser Frau. Die gehen sogar soweit, dass er bereit ist alles zu vergessen und mit Co über den Umweg nach Thailand in die USA zu fliehen, nachdem man die Mission als gescheitert betrachten kann und er weiß, dass er durch seine eigene Regierung keinerlei Rückhalt hat. Er möchte Co mitnehmen und alle Ideale nach Freiheit – auch im ganz buchstäblichen Sinne für die POWs – sind jetzt nicht mehr so wichtig, weil er nach all den Jahren einen Menschen gefunden zu haben scheint, der auch für ihn durchs Feuer gehen würde und das ganz ohne Anbindung an das Militär. Eine evolutionspsychologische Deutung der Ereignisse bietet sich hier somit ein weiteres Mal an und zeigt auch auf, wie dicht diese wissenschaftliche Theorie an Liebesvorstellungen der Romantik ist. Der Moment des Glücks für die beiden währt nur wenige Sekunden und sofort wird Co von den Kugeln vietnamesischer Soldaten regelrecht zersiebt. Erst ab da wird, wie innerhalb des Genres üblich, der männliche Rachemotor angeworfen. So wie Co bereit war „ihren Mann“ zu erretten und aus der dunklen Hölle der Folterkeller zu befreien, wird Rambo seinerseits Vergeltung üben, da ihm nun auch das Letzte, Wichtigste genommen wurde. In einem beispiellosen Finale, welches das gesamte letzte Drittel des Filmes einnimmt, wird er das ihn verbrennende Feuer in seinem Inneren über das gesamte Gefangenenlager verteilen und jeden vernichten, der sich ihm in den Weg stellt. Die Befreiung der amerikanischen Soldaten, die von der Einsatzzentrale gar nicht gewünscht wurde, erscheint da wie ein Nebenprodukt. Sein Hass treibt ihn nunmehr an. Die Bilder der Explosionen, welche das bis dahin aufwändigste pyrotechnische Feuerwerk der Filmgeschichte darstellten, machen dies eindrucksvoll deutlich.
FH: Ja, dieses Finale walzt einen auch nach 20 Jahren noch völlig nieder mit seiner ungebremsten Zerstörungswut und dem feurigen Hass, den Rambo auf seine Feinde niedergehen lässt. Verglichen mit modernen Actionfilmen wirkt der Rest von RAMBO II: DER AUFTRAG heute ja beinahe ruhig. Dieser Ausbruch bricht aber auch mit dem Bild, das bisher vom Soldaten John Rambo vermittelt wurde: Die ruhige und präzise Vorgehensweise, die wenn auch nicht ganz emotionslose, so doch sehr sachliche Art, mit der er seinem Werk nachgeht, weicht der ungebremsten Raserei. Im Grunde jedoch eine parallele Entwicklung zum Finale des Vorgängers, nur dass sich Rambos Kontrollverlust dort mehr nach innen richtete und in einem seelischen Zusammenbruch kulminierte. Du hast Recht mit deiner Beobachtung, dass politische Motive in Rambos finalem Amoklauf, wenn sie auch nicht ganz abwesend sind, so doch eine zumindest äußerst untergeordnete Rolle spielen. Diese Tatsache wurde und wird in der Rezeption ja gern übersehen, für mich ist sie jedoch einer der Hauptgründe dafür, die bisherige ideologiekritische Rezeption des Films einer Revision zu unterziehen. Das (eigentliche) Thema von Cosmatos’ Sequel ist nicht einzig die Befreiung von POWs und auch nicht die verspätete Vergeltung für einen verlorenen Krieg, es geht um die Menschwerdung der Maschine John Rambo. Nachdem er in RAMBO den Vereinigten Staaten eine Konfrontationstherapie verpasste, stellt er sich nun selbst seinem Trauma, um es für immer hinter sich zu lassen. Es ist interessant und unterstreicht die Widersprüchlichkeit von RAMBO II: DER AUFTRAG, dass dieser Prozess der Menschwerdung von einem Charakter durchlaufen wird, der mehr und mehr maschinelle Züge an den Tag legt.
A: Das gesamte Äußere Rambos wurde von seinem Darsteller zu einem einzigen Muskelberg getrieben, womit er den Aspekt des maschinellen Kriegers unterstreicht. Als er sich Co gegenüber öffnet, lässt er Gefühle zu und wird daraufhin sofort von der Welt bestraft. Wiederum ein Verweis auf den im Actionfilm allgegenwärtigen, existenzialistischen Zynismus. Das Individuum weiß sich irgendwann gegen die Umstände nicht mehr anders zu helfen als mit Gewalt. Verübte John Rambo im ersten Teil in die Enge getrieben noch einen Rückschlag gegen die amerikanische Gesellschaft, so verübt er ihn diesmal an denen, die ihm die Möglichkeit raubten einen letzten Funken auf Hoffnung in der Welt zu haben. Es ist der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt, und somit bricht auch gleichzeitig sein Leid durch, das er all die Jahre verdrängt hat. Dass er damit stellvertretend für eine ganze Nation und deren Trauma Vergeltung übt, ist außerhalb der diegetischen und rein auf der Rezipientenebene eine mehr als nur beiläufig geschehende Angelegenheit. Der Film hat in der amerikanischen Gesellschaft ein höheres Bewusstsein für das Leid der amerikanischen Soldaten geschaffen als die großen Heimkehrerdramen. Ausgerechnet RAMBO II: DER AUFTRAG gab Mitte der 1980er-Jahre entscheidende Anstöße, sich intensiver mit den Veteranen des Krieges zu befassen und ihnen höhere Sozialleistungen zur Verfügung zu stellen. Das dürfte zu einem nicht unerheblichen Anteil daran liegen, dass Ronald Reagan der Film im Besonderen gefiel: „After seeing RAMBO last night, I know what to do next time this happens.“ Auf die weiteren Entwicklungen, welche die Kunstfigur „Rambo“ zu einem der größten Massenphänomene und Pop-Ikonen der Dekade gemacht haben, will, aber vor allem kann ich gar nicht weiter eingehen, weil dies zu beschreiben die Worte fehlen. Diese regelrechte Hysterie, die sowohl bei Kritikern als auch bei Befürwortern Rambo zu einem Politikum erster Ordnung machte, lässt sich nur bei intensiver Beschäftigung mit den historischen und politischen Zusammenhängen nachvollziehen. Während es viele ehemalige G.I.s gab, die in Rambo eine Art Gallionsfigur sahen, gab es ebenso Veteranenverbände, die vor einer Verzerrung der Kriegsrealität warnten. Interessant ist hierbei, dass eine genaue Betrachtung der Figurenkonstellation hier doch wieder ein wesentlich differenzierteres Bild zutage fördern kann. Stichwort: Murdock!
FH: Richtig, denn wie schon im ersten Teil ist der Feind auch im Sequel vor allem in den eigenen Reihen zu suchen, hier in Vertretung des Regierungsbeamten Murdock, der Rambos Einsatz leitet. Murdock, mit viel Verve von Charles Napier gegeben, ist das Musterbeispiel des karrieristischen Bürokraten, der stumpf den Befehlen von oben gehorcht, dabei nur an seinen eigenen Vorteil denkt und überhaupt keine moralischen Werte zu kennen scheint – um dieses Bild abzurunden, ist er in der Kommandozentrale ständig von kernigen Söldnern umgeben, für die der Einsatz eine Art Urlaub ist. Diesen Leuten – aber auch ihren Vorgesetzten – sind die Kriegsgefangenen letztlich egal. Dass Rambo tatsächlich welche findet, ist dann auch gar nicht geplant: Die Mission sollte ihn eigentlich zu einem in dieser Jahreszeit nicht besetzten Lager führen, den Glauben an zurückgebliebene US-Soldaten somit als irrig erweisen, die Öffentlichkeit beruhigen und die Regierung der Pflicht entheben, wirklich etwas zu tun. Wieder einmal fungiert Rambo also als Störenfried, indem er das Verdrängte ans Tageslicht bringt und eine Auseinandersetzung erzwingt. Die populistische Kritik an „Denen da oben“ ist nun nichts Ungewöhnliches im Actionkino: Vor allem die Filme Seagals zeichnen sich durch eine extreme Skepsis gegen Behörden wie das CIA oder FBI aus. Die New York Times bezeichnete Seagals Debütfilm NICO damals etwa als „the year’s first left-wing right-wing movie“. Diese Ausrichtung korrespondiert mit der Ausrichtung des Actionfilms eben auf das, was er bezeichnet: Aktion, Handlung. Insofern ist der Actionfilm per se schon reaktionär, weil er ja immer die Handlung über die Kontemplation stellt. Sie in einem Abwasch als faschistoid abzuhaken greift deshalb zu kurz. Diese Filme sind ja wesentlich komplexer als man ihnen gemeinhin zubilligt. RAMBO II: DER AUFTRAG setzt den korrupten Entscheidungsträgern die klischierte Ehrlichkeit des kleinen Mannes entgegen, der dem abstrakten Ideal eines liebenden Vaterlands hinterher trauert und weiß, wie es besser ginge. Aber es zeichnet sich mehr und mehr ab, dass dieses Ideal ein solches bleiben muss. Rambo ist somit ein mit seinem gestählten und geschundenen Körper ein kaum verschleierter Nachkomme jener Übriggebliebenen, die der Spätwestern und der Eastern etwa eines Chang Chehs thematisierten. Er ist das Relikt einer Zeit, in der die einfachen Lösungen noch praktikabel waren, die nun aber vorbei ist: Sein Sieg am Ende ist nur ein fadenscheiniger. Rambo ist nicht nur zwischen zwei Orten gefangen – den USA und Vietnam – wie der erste Teil deutlich machte, sondern auch zwischen den Zeiten. Was das bedeutet, wurde ja drei Jahre später ganz offenkundig als RAMBO III von der Realität eingeholt und sein Held im Anschluss in den Vorruhestand geschickt wurde.
A: Auch hier kann man wieder die Parallele ziehen, zwischen dem Ende des sozialistischen Reichs, von Reagan einst das „Reich des Bösen“ tituliert, und dem Ende eben dieses Kriegers, der als einziger gegen dessen Häscher bestehen kann. Die Möglichkeit der Entpolitisierung der Inhalte ist eklatant. Gegen ein mächtiges Reich, dessen böse Kraft der guten ebenbürtig erscheint, braucht es einen Super-Krieger. Deswegen hat Rambo auch keine Hilfe. Das übermächtige Individuum wird gegenüber einer Ideologie, welche den Kollektivgedanken transportiert, obsiegen. Interessant ist, dass noch in den späten 80er-Jahren, als die Sowjetunion begann sich zu öffnen und keine Monster durch den eisernen Vorhang schritten, die Skizzierung als „Reich des Bösen“ nicht mehr funktionabel war und auch ein Held wie Rambo in den Ruhestand geschickt wurde. Doch greift auch das wieder vor. Deine Charakterisierung Murdocks würde ich gerne etwas weiter fassen. Du sprichst Charles Napier an, aber allein schon seine Besetzung, das kantige entschlossene Gesicht, machen deutlich, dass es sich nicht nur um einen stumpfen Befehlsempfänger handelt, sondern auch um jemanden, der die Verantwortung für die USA übernehmen möchte. Allerdings macht er dies auf eine Art und Weise, die dem grundlegenden Empfinden von Gerechtigkeit zuwiderläuft, da er in politischen Dimensionen denkt. Er fragt Trautman auch, was denn passieren würde, wenn man einen „ausgebrannten Kriegsveteranen“ in den Nachrichten zeigen würde: „Jeder von denen da draußen (die amerikanische Bevölkerung) würde nach einer Invasion schreien.“ Murdock soll dafür sorgen, dass die Bevölkerung nachts gut schlafen kann, doch das kann sie eben nur, wenn man keine Gefangenen findet. Alles andere würde nur zu Unruhe führen und den Krieg wollte man ja nun nach zehn Jahren endlich hinter sich lassen. Insofern ist Murdock sehr moralisch, nur eben dem System verhaftet. Deshalb finde ich die Aussage, dass Rambo diesem die klischierte Ehrlichkeit des kleinen Mannes entgegen hält so auch nicht korrekt. Vielmehr handelt es sich um Werte der Humanität, die Ideale, die in den USA doch immer so gerne zelebriert werden, auch tatsächlich umzusetzen. Wie du anhand der reaktionären Vorgehensweise der Figur, bei der der Zweck die Mittel heiligt, schon anführst, ein äußerst widersprüchliches Verhalten. Humanität durch Töten ihrer Feinde.
FH: Deine Ausführungen zu Murdock sind in der Tat sehr hilfreich, meine etwas zu kurz gefassten Aussagen zu differenzieren. Dennoch ist es ja so, dass die Werte der Humanität im Actionfilm fast immer dem „kleinen Mann“ zugeordnet werden, der an die Stelle des diplomatischen Abwägens der Fürs und Widers eben die kurz entschlossene Handlung setzt. Auch Rambo denkt ja nicht viel weiter als bis zu seinen gefangenen Kameraden, die er um jeden Preis befreien will – wohl auch, um sich selbst endlich von den Ketten Vietnams zu befreien. Das ist auch einer der Unterschiede zwischen dem Vorgänger und dem Sequel: Du hast in einem Gespräch über RAMBO mal gesagt, John Rambo denke als Soldat zu viel, das sei sein Problem. In Cosmatos’ Film wird Rambo zwar immer noch als wortkarger Grübler gezeichnet, aber sobald er in Aktion ist, funktioniert er geradezu reibungslos, wirft er jegliche Zweifel ab. Das führt mich zu einem anderen Aspekt, den Kontrast von Natur und Technik, auf den ich noch mal kurz eingehen möchte und der ja schon im Original sehr wichtig war. In RAMBO II: DER AUFTRAG sind diese beiden Antipoden stärker ineinander verwoben und schwieriger voneinander zu trennen. Rambo, das hatten wir schon bei Kotcheffs Film gesagt, inkorporiert ja sowohl maschinelle als auch natürliche Eigenschaften. Das wird in Teil 2 ganz explizit in Rambos gestähltem, aufgepumpten Körper, der mit seinen großkalibrigen Schusswaffen nahezu verwachsen ist, so wie die Maschinenmenschen in Shinya Tsukamotos TETSUO-Filmen, seinem Bogen – eine der Hauptattraktionen des Films–, in dem Tradition und moderne Technik eine Symbiose miteinander eingehen (und natürlich in seiner fast schon sentimentalen Beziehung zu seinem Messer), aber auch in Rambos Genealogie: Er hat unter anderem deutsche und indianische Vorfahren. Aber es ist auch die Verbindung mit dem Maschinellen, die Domestizierung des Wilden, die für Probleme sorgt: In einem von komplexen Beziehungen geprägten, sensiblen System wie der Politik ist Rambo der Mann fürs Grobe, der die geordneten Abläufe durcheinander bringt. Umgekehrt bringt den geborenen Krieger die moderne Ausrüstung, mit der man ihn ausstattet, beim Fallschirmsprung fast um. Ich finde diesen Diskurs mit am spannendsten in RAMBO II: DER AUFTRAG. Man darf vermuten, dass die recht geschickte Ausarbeitung dieses Themas auf James Cameron zurückzuführen ist. Das Westernduell zum Finale, in dem sich Rambo und Podovsky in zwei Hubschraubern gegenüberstehen, bringt Rambos Underdogrolle, die Funktion von Technik und Natur, auf den Punkt: Rambos Helikopter ist schon fast zerstört, liegt wie ein waidwundes Tier nieder und erwartet den Todesstoß, Podovsky hat mit seiner Präzisionswaffe die eindeutig besseren Karten, verliert aber aufgrund des Überlebensinstinktes des US-Soldaten. Demgegenüber muss jede Technik versagen.
A: Dieser Western-Showdown bringt die explosive Sprengkraft des Actiongenres noch mal gut auf den Punkt. Wer hatte da jetzt aber die Sonne im Rücken? Deine Begriffswahl des „kleinen Mannes“ finde ich etwas problematisch, da man da doch recht schnell an den einfältig-tumben Bürger denkt, der aufgrund mangelnder Einsicht einfach alles abfertigt und oft fehlerhafte Pauschalurteile heraushaut. Letztlich vertritt Rambo in seinem Heldentum uns alle. So wie das bei einem Helden nun mal ist. Er erduldet all die Pein und Erniedrigungen in erhöhtem Maße, um so noch besser für jeden von uns die Stellvertreterposition einzunehmen. Weil er so „fantastisch“ ist, können wir alle unsere Hoffnungen auf ihn projizieren. Eine Identifikation ist mit einem solchen Supermann erschwert. Rambo wirbelt den Polit-Zirkus durcheinander, aber es stellt sich die Frage, inwieweit eine Ordnung, die reibungslos läuft, wenn alle korrupten Achsen geschmiert sind, noch eine Ordnung ist, wenn 2 + 2 auch mal 5 ergeben kann. Insofern bringt Rambo auch eine Ordnung rein, jedoch archaisch und einfacher. Eine Ordnung, die nicht nur der „kleine Mann“ versteht, sondern jeder Mensch, der empfindet. Menschenleben ohne Sinn zu opfern, weil diese Menschen an etwas erinnern, was man vergessen möchte, kann nicht (in) Ordnung sein. Eine Botschaft, die vor allem die Amerikaner berührt hat. Wäre die Folter nicht so ausgedehnt, das Blut der Schusswunden nicht so rot und der politische Konflikt nicht so real gewesen, Rambo hätte sich auch gut in jedem klassischen Western gemacht. Die Kombination aus Western und Kriegsfilm, gepaart mit einem Hauptdarsteller, dessen Äußeres jeden griechischen Dichter hätte verzücken lassen, ließ mit Rambo einen Pop-Mythos entstehen, der seinen Einzug schon seit Jahren ins Konversationslexikon gefunden hat. Und dass dies noch nicht das Ende sei, dafür sorgte RAMBO III.