Montag, Juli 31, 2006

Appreciating Peckinpah

Das Online-Filmmagazin Senses of Cinema hat in seiner neuesten Ausgabe einen Artikel zur filmhistorischen Würdigung Sam Peckinpahs veröffentlicht. Peckinpah wird dort als einziger Erneuerer der Filmsprache nach der Einführung des Filmtons bezeichnet. Ob man dem beipflichten möchte, kann jeder nach Lesen des spannenden Artikels für sich selbst entscheiden. Wir verweisen an dieser Stelle darauf, weil Peckinpah sich völlig unzweifelhaft um die stilistische Verfeinerung des Actionfilms verdient gemacht hat. Konsensfähige These: Ohne Peckinpah kein John Woo. Also: Klicken, lesen, lernen. Knowledge is King!

Sonntag, Juli 30, 2006

Opaboxen

Mit ROCKY legte Stallone den Grundstein für seine fulminante Karriere. Die Geschichte um den Underdog-Boxer ist schon fast von mythischer Qualität und paraphrasierte zudem Stallones eigene Geschichte: Laut eigenen Aussagen schrieb der völlig unbekannte Schauspieler das Drehbuch zu der Aufsteigerstory am Rande der Armut in einem winzigen Hotelzimmer. Der Traum vom Weltruhm wurde, wie wir alle wissen, Wirklichkeit. Mit zunehmendem Alter kamen jedoch die Flops: Keiner wollte einen faltigen Actionhelden mehr sehen, andere, humorvollere und selbstironische Protagonisten waren auf einmal gefragt. Im gegenwärtigen Remake- und Fortsetzungswahn verwundert es nicht, dass Stallone ausgerechnet mit einem weiteren ROCKY-Sequel – dem mittlerweile sechsten Teil – noch einmal auf sich aufmerksam machen möchte. Der Trailer zu ROCKY BALBOA ist hier zu sehen. Man kann drüber streiten, ob das nicht alles etwas albern ist. Aber bei George Foreman hat es ja auch irgendwie funktioniert ...

Freitag, Juli 28, 2006

Winner takes all

Michael Winner, der ruhigen Gewissens als Stammregisseur von Charles Bronson bezeichnet werden darf – er drehte mit dem kernigen Actionhelden die Filme CHATOS LAND, KALTER HAUCH, EIN MANN GEHT ÜBER LEICHEN sowie die ersten drei DEATH-WISH-Teile –, hat seine Autobiographie geschrieben und in Großbritannien veröffentlicht. Hier kann man sie bestellen.

Montag, Juli 24, 2006

Männer und ihre Visionen

Missing in Action (Missing in Action)
USA 1984
Regie: Joseph Zito, Drehbuch: Steve Bing, James Bruner, Lance Hool, James Crowther, Larry Levinson, Arthur Silver, Musik: Jay Chattaway, Kamera: Joao Fernandes, Schnitt: Joel Goodman, Daniel Loewenthal, Darsteller: Chuck Norris (Col. James Braddock), M. Emmet Walsh (Tuck), David Tress (Senator Porter), Lenore Kasdorf (Ann), James Hong (General Tran)

Synopsis: Nachdem ihm die Flucht aus einem vietnamesischen Kriegsgefangenenlager gelungen ist, setzt der traumatisierte Col. Braddock alles daran, seine Regierung gegen die Beteuerungen der Vietnamesen davon zu überzeugen, dass noch immer amerikanische GIs in Vietnam gefangen gehalten werden. Mit Erfolg: Als Experte wird er zu einer Anhörung in Vietnam eingeladen, die er jedoch prompt nutzt, um auf eigene Faust nach den Gefangenen zu suchen.

DER AUSSENSEITER: Eine gewagte Prognose zum Einstieg: Der hier vorliegende Film wird in 100 Jahren vermutlich ein wesentlich treffenderes, weil direkteres und ehrlicheres Bild von der amerikanischen politischen Lage in den 1980ern zeichnen als es jedes Geschichtsbuch vermag.

FUNKHUNDD: Da möchte ich dir uneingeschränkt beipflichten und eine ähnlich provokante These anhängen: MISSING IN ACTION darf mit Fug und Recht als einer der wichtigsten, wenn nicht sogar DER wichtigste US-Action-Filme der Achtziger bezeichnet werden.

A: Das ist nicht zuletzt Menahem Golan zu verdanken, dem Chef der Cannon und einem der größten Visionäre des modernen Kinos. Das ist nicht einfach so dahergesagt oder persönliche Verklärung. Eine Zusammenkunft der wichtigsten Schauspieler, Regisseure und Drehbuchautoren, eine Monopolisierung des Kinos auf kommerzieller wie künstlerische Ebene, Lichtspielpaläste, die ihre Filme via Satellitenübertragung empfangen und direkt im dreidimensionalen Format auf Leinwände projizieren: Solche und ähnliche Noch-Fantasmen waren es, die dem Guten vor mehr als 20 Jahren im Kopf umherspukten.

FH: Das ist wirklich aberwitzig, vor allem der Kontrast zwischen diesen Visionen und den Filmen, mit denen Golan die Weltherrschaft anstrebte. Ich bin mir fast sicher, dass man über Golan und die Cannon in zehn, zwanzig Jahren ein aufwändig produziertes Biopic machen wird. Nicht zuletzt, weil die Cannon dann so tragisch gescheitert ist.

A: Ja, die Umsetzungen von Golans Plänen blieben in Ansätzen stecken, er selbst ist an dieser Entwicklung, deren Vater er sein wollte, nicht mehr beteiligt. Doch zurück zum Eigentlichen, denn im Jahr 1984 saß er noch voll am Drücker und hatte das Ohr am Puls der Zeit. Aufgrund der politischen wie gesellschaftlichen Situation der USA hätte man nämlich kaum ein kontroverseres und durch seine Inszenierung für die Amerikaner heilsameres Thema wählen können als das amerikanischer Kriegsgefangener in Vietnam.

FH: Vor allem das Timing der Cannon ist beeindruckend: Noch vor dem wesentlich bekannteren und größeren RAMBO II – DER AUFTRAG widmet sich Zitos Film diesem Thema und schaltet sich so in einen Diskurs ein, der die amerikanische Stimmungslage der Achtziger perfekt widerspiegelt.

A: Ja, aber die Cannon ist noch viel cleverer als du denkst: Denn mit MIA beweist sie nicht nur ihr Gespür für Storys mit Zündstoff, sondern auch, dass sie keine Skrupel hat, diese Storys zu klauen. Das Diskussionsklima um die amerikanischen Kriegsgefangenen war geprägt durch den ehemaligen Green Beret Colonel James "Bo" Gritz. Das "Bo" fügte er selbst hinzu, nachdem viele seiner POW-Behauptungen (POW=Prisoners of War) in dem hoch spekulativen, aber ebenso aufwändig produzierten RAMBO II – DER AUFTRAG auf die Leinwand gebracht wurden. Tja, und bei ebendiesem hat man geklaut, obwohl’s ihn noch gar nicht gab. Golan hatte nämlich Wind davon bekommen, dass die aufgepeitschte Stimmung über eventuell in Vietnam zurückgelassene GIs ausgenutzt werden sollte, um eine "Raushol"-Story umzusetzen. Inwiefern der Trend jedoch erahnt wurde, lässt sich daran sehen, dass die Cannon vorher einen Film produzieren ließ, der die Gefangenschaft thematisierte, später als MISSING IN ACTION II – DIE RÜCKKEHR veröffentlicht. Die Befreiung der POWs durch einen Veteranen wurde jedoch als publikumswirksamer erachtet und so wurde flugs ein zweiter Film produziert, den man als ersten Teil vermarktete. Braddock und seine Befreiungsaktion waren geboren, noch bevor Rambo im Dschungel aktiv werden konnte.

FH: Das Subgenre des revanchistischen und revisionistischen Vietnamfilms erlebt so seine Geburtsstunde mit diesem Film. Deren Hauptfigur Col. James Braddock ist die ideale Projektionsfläche für den verletzten amerikanischen Stolz. Das unbestimmte Gefühl, in Vietnam etwas verloren zu haben, wird von Braddock ganz präzise begründet. Keine abstrakten – und somit unwiederbringlich verlorenen – Werte liegen im vietnamesischen Dschungel begraben, sondern amerikanische GIs, die man befreien und so die Wunde im "Volkskörper" heilen kann. So versuchte man sich in der Reagan-Ära nachträglich von der Schuld zu befreien und zu rehabilitieren. Zwar hatte man den Krieg verloren, aber man erklärte sich so zumindest zum "moralischen" Sieger. Der Schwarze Peter wurde den Vietnamesen zugeschoben, die sich nicht an die Regeln gehalten haben.

A: Und dieser Hintergrund wird von Regisseur Joseph Zito geschickt genutzt. Er zieht seinen Film auf wie einen düsteren, emotional gefärbten Kriegsreport. Als wolle er versuchen, eine Berichterstattung direkt aus der Hölle in einen Kriegsfilm mit semidokumentarischem Einschlag zu transkribieren. Dass er vorher drei Horrorfilme dirigiert hatte, kam ihm dabei natürlich zu Hilfe. Die schmutzige, teilweise sehr grobkörnige Bildauflösung sorgt für die entsprechende Stimmung.

FH:Ja, vor allem die erste Hälfte von MISSING IN ACTION trägt Züge eines Horrorfilms oder Psychothrillers, was nicht zuletzt an Chuck Norris liegt. Er ist tatsächlich die Idealbesetzung für den Col. Braddock. Sein oft verschmähter und verlachter steinerner Gesichtausdruck ist hier genau richtig.

A: Ich halte die Figur des Col. James T. Braddock für die charakterlich tiefste Figur, die Chuck Norris je gespielt hat. Mit Sicherheit nicht die breitest gefächerte, wenn man das von seinen Figurentypen überhaupt sagen kann, aber die mit der größten Entschlossenheit und einer Zerrissenheit, die das Trauma einer ganzen Nation widerspiegelt. Deshalb wird er im Film auch nicht als therapiebedürftig dargestellt, da das, woran er leidet, nur mit hartem Durchgreifen zu heilen ist. Da die amerikanische Regierung allerdings durch Diplomatie und die Pose des Kriegsverlierers handlungsunfähig geworden ist, liegt es an Braddock selbst, nicht nur seine Heilung, sondern die des ganzen Landes zu vollziehen. Er muss den USA den Glauben an ihre Unbesiegbarkeit zurückgeben bzw. den Stolz und die Illusion, die jeden Amerikaner glauben lässt, dass der verlorene Krieg eine Art Unfall war.

FH: Die Einführung Braddocks in der Eröffnungssequenz – eine lange Actionszene, die sich als Erinnerung des in einem Hotelzimmer eingepferchten Colonels entpuppt – ist genial. Zito bedient sich hier der Assoziation an den anderen großen Vietnamgeschädigten der Filmgeschichte: Captain Benjamin L. Willard, der in APOCALYPSE NOW in seinem Hotelzimmer sitzt und sich nicht von den Bildern in seinem Kopf losreißen kann. Als ob Zito die Annäherung an dieses große Vorbild peinlich gewesen sei, macht er sofort einen Schritt zurück und lässt eine Episode der Spider-Man-Cartoonserie, die gerade bei Braddock im Fernsehen läuft, weitere Erinnerungen triggern.

A: Dieser Cartoon scheint tatsächlich der letzte Auslöser, die Befreiungsaktion zu starten. Dort sieht man, wie es dem Shocker, einem von Spider-Mans Erzfeinden, gelingt, aus einem Hochsicherheitsgefängnis zu entkommen.

FH: Sehr vielsagend übrigens, wie sich die Cannon mit diesem Ausschnitt in der Popkultur verortet. Was seinen Seelenzustand angeht, würde ich deine Aussage etwas differenzieren: Braddock wird vielleicht nicht als therapiebedürftig dargestellt. Das liegt aber weniger daran, dass er es tatsächlich nicht ist – jeder, der in seiner Situation gewesen wäre, wäre schwer traumatisiert – sondern an dem sehr vulgären Psychologieverständnis des Films: Der muss einfach mal ein paar Gooks abknallen, damit es ihm wieder besser geht. Dass die Vergangenheit für ihn längst noch nicht ad acta gelegt ist, äußert sich zum einen darin, wie unversöhnlich er sich gegenüber seinen ehemaligen Feinden präsentiert – keine Spur von Vergebung –, zum anderen in seinem unbeirrbaren Glauben daran, dass irgendwo in Vietnam noch immer amerikanische Soldaten gefangen sind – eine Unterstellung, die die Vietnamesen natürlich vehement bestreiten.

A: Genauso, wie Braddock sich geistig noch in Vietnam befindet, die Erinnerungen ihn nicht loslassen, sein Trauma ihn verfolgt, so hat der Zuschauer kaum eine Chance seiner bzw. der amerikanischen Sicht von Vietnam zu entrinnen. Braddocks einziger Verbündeter Tuck bezeichnet Vietnam bei ihrem gemeinsamen Eintreffen als "Perle des Orients". Da klingt Wehmut mit, wenn an eine Zeit erinnert wird, in der dieses Land noch nicht von den negativen Assoziationen heutiger Tage überschattet war. Doch die "Perle" wird in keiner Szene einer Reinigung unterzogen, denn das dunkle und von Klischees durchdrungene Lokalkolorit Vietnams wird von Zito zu keinem Zeitpunkt aufgehoben.

FH: Und wie verbissen der Film ist: Braddock ist dermaßen fanatisch, dass er sogar in den Palast von General Tran eindringt, um Informationen über das Gefangenenlager einzuholen. In Folge dieser Tat ist er gezwungen, ihn umzubringen und das Land zu verlassen.

A: Braddocks Entschlossenheit und die Stringenz des Filmes gehen Hand in Hand. Es ist einfach unglaublich, wie wenig er sich für das ganze politische Brimborium interessiert, wo doch die Augen der Weltöffentlichkeit auf dieses Ereignis gerichtet sind. Letzten Endes ist er sich des Schauprozesscharakters der Konferenz allzu sehr bewusst und beachtet sie deshalb kaum. Er scheint die ganze Reise nur als Mittel zum Zweck zu nutzen, um so schnell wie möglich an die Quelle der Informationen, General Tran, heranzukommen.

FH: Es ist sehr auffällig, dass es bis auf die Rückblende zu Beginn fast gar keine Action in der ersten Hälfte des Films gibt. Stattdessen regiert nervenzerrende Spannung, die sich jedoch niemals entlädt. Erst in der zweiten Hälfte schwingt sich der Film auf, seinem Genre gerecht zu werden und bietet die handelsüblichen Explosionen sowie die markigen Sprüche, die allerdings vor allem auf das Konto des Kriegsveteranen Tuck gehen. Norris gefällt sich wieder mal als der große Schweiger.

A: Ja, über dem ganzen Film schwebt eine geradezu bedrohliche Stimmung. Die Dramaturgie unterstützt dies meisterlich, da das gesamte Werk auf nur ein Ziel ausgerichtet ist, vergleichbar mit dem männlichen Orgasmus. Die absolute Fixierung aufs Ende des Films, ein geradliniges "Drauf-zu-Laufen" auf einen Punkt, der nicht umkehrbar ist und seine Entladung in einem Schluss findet, der auf seinem Höhepunkt eingefroren wird und den Zuschauer so in einen der pathetischsten und gleichzeitig verlogen-glorifizierendsten Momente der Filmgeschichte entlässt. Ein Aufblitzen der Kinobrillanz eines Eisensteins.

FH: Die Struktur des Films ist sowieso ziemlich interessant und wirkt schon fast pädagogisch. Der Film zerfällt in zwei klar voneinander geschiedene Hälften: Die erste zeigt den verbitterten Colonel, dessen Traumatisierung durch die Rückkehr an die alte "Wirkungsstätte" neu und unvermindert hervorbricht und der in Folge mit unerbittlicher Härte und Entschlossenheit sein Ziel verfolgt. Die zweite Hälfte spiegelt dann seinen Traum oder Wahn wider – den Kollektivtraum der Amerikaner: Als Ein-Mann-Armee zieht er in den vietnamesischen Dschungel und weil er so sehr daran glaubt, dass es noch Kriegsgefangene gibt, gibt es sie dann auch tatsächlich. Braddock schafft seine Realitäten selbst. Er haut eine Handvoll GIs raus, die er im von dir erwähnten triumphalen Finale der Weltöffentlichkeit just in dem Moment präsentiert, in dem die vietnamesische Regierung die Existenz amerikanischer Gefangener leugnet: eine verspätete Umkehr des damaligen Kriegsausgangs. Braddock wird in dieser letzten Szene fast zum deus ex machina.

A: Bei aller Dramatik hält Zito aber den ganzen Film über einen unglaublichen Minimalismus durch: sowohl bei Braddocks verbotenem Trip durch das nächtliche Saigon als auch bei der Messerattacke auf ihn in seinem Hotelzimmer in Bangkok. Das Hotelzimmer ist spartanisch eingerichtet, die Szenerie absolut reduziert: Ein Schrank, Braddock, ein Fenster. Das ist alles, was zum Funktionieren ausreicht. Die Suspense dieser Szene um den im Schrank sitzenden Messerkiller, ist grotesk schlecht umgesetzt und trotzdem funktioniert sie, da es um nichts anderes als die Konfrontation zwischen Braddock und dem Killer geht. Dies findet sich ebenfalls in der Konfrontation mit Col. Vinh sowie den banalen Schuss/Gegenschuss-Gefechten – im doppelten Sinne – zwischen Braddock und den Vietnamesen. Letztere lässt Zito, ähnlich den Indianern im klassischen Western, hier nun als Ausgeburten eines Kriegshorrorfilmes funktionieren. In ihren schwarzen Anzügen wirken sie tatsächlich nur wie Schattenwesen. Schlüssel zum Funktionieren des Ganzen ist dann die Kriegsberichtsatmosphäre mit Horrorfilmeinschlag, die von Chattaways Soundtrack mal wieder kongenial getragen wird.

FH: Die Darstellung der Vietnamesen ist tatsächlich sehr denkwürdig. Sie sind einfach nur Unmenschen, was sich in der Logik des Films nicht zuletzt daran zeigt, dass überall Lenin-Flaggen rumhängen, aber auch in der Tatsache der Gefangenenlager, die ja offensichtlich gar keinen Sinn haben. Die Vietnamesen haben einfach Spaß daran, Menschen zu schinden.

A: Zito leistet sich im Film drei emotionale Szenen und ist dem pathetisch-verklärenden RAMBO II – DER AUFTRAG damit haushoch überlegen. Die Szene als Braddock aus dem Wasser emporsteigt ist für die "All-American-Hero"-Gallerie, die direkt im Anschluss gezeigte Ansprache an die Kriegsgefangenen, dass es nun nach Hause geht, ist ein unerträglich bewegender Moment – der auch sofort wieder von Chattaways Musik zerrissen wird – und selbstverständlich der Schluss, der mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Alles andere wird von der Kriegshorrorfilmrapportstimmung überdeckt.

FH: Ich finde, dass MISSING IN ACTION die Ikonizität von etwa RAMBO II nicht ganz erreicht – auch wenn die von dir genannte Aus-dem-Wasser-Auftauch-Szene Cosmatos ja zu einer sehr ähnlichen Szene inspiriert hat. Insgesamt ist – da würde ich dir dann wieder zustimmen – MISSING IN ACTION nicht so sehr an pathetischer Verklärung und Überdramatisierung interessiert. Man traut es sich fast gar nicht, das zu sagen, aber Zito hat diesen Film ganz offenkundig sehr, sehr Ernst gemeint ...

A: Wir gehen da schon konform. Braddock darf die Ikonizität eines Rambo gar nicht erreichen, da damit die ernste Stimmung des Films gefährdet wäre. Wie albern hätte es gewirkt, wenn Braddock einen movie moment nach dem anderen gehabt hätte, da ich persönlich schon das Aufsteigen aus dem Wasser zu viel finde. Aber da gibt es noch einen schönen Punkt, bei dem wir einfach nicht zusammen kommen.

FH: Die entlarvende Naivität des Ganzen zeigt sich meines Erachtens vor allem in der Darstellung der Kriegsgefangenenlager. So muss man sich zunächst einmal fragen, welchen Sinn ein Gefangenenlager haben soll, dessen Existenz geleugnet wird: Kriegsgefangene dienen doch entweder als Druckmittel oder zur Machtdemonstration. Folglich lässt sich sagen, dass die Vietnamesen nur deshalb noch Kriegsgefangene halten, weil sie böse sind. Dass Braddock ganze vier GIs befreit, lässt es zudem fragwürdig erscheinen, ob der Aufwand, den ein bewachtes Kriegsgefangenenlager bedeutet, tatsächlich gerechtfertigt ist. Vor allem, wenn man bedenkt, dass diese Gefangenen offenbar nur zur eigenen Erbauung "gehalten" werden.

A: So kann man argumentieren, wenn man der Ansicht ist, dass das, was man in der Öffentlichkeit zu hören bekommt, auch das ist, was vorgeht. Was sich tatsächlich hinter den Kulissen abspielt, wenn Staaten miteinander verhandeln, erschließt sich meiner Meinung nach nicht. Die Kriegsgefangenen könnten von Vietnam wunderbar als Druckmittel eingesetzt werden, doch das dürfte die Öffentlichkeit nie erfahren, da die USA dann erpressbar wären. Somit ist es den USA im Grunde auch nur Recht, wenn das Thema eher totgeschwiegen wird. Insofern zeigt MISSING IN ACTION noch ein positives Bild von den USA, da die Regierung zwar blind ist, aber doch noch interessiert daran, sicherzustellen, dass es Gefangene gibt.

FH: Damit hast du den Sinn der Gefangenenlager auf der diegetischen Ebene aber noch nicht erklärt. Denn in der Welt des Films gibt es dieses von dir erwähnte Taktieren der Mächtigen im Hintergrund ja nicht. Da weiß die US-Regierung ja tatsächlich nix von den Gefangenen – und die bösen Vietnamesen machen keine Anstalten, daran etwas ändern zu wollen. Ich würde dem Film das nicht vorwerfen, im Gegenteil. Ich finde es sehr bezeichnend wie hier für die verspätete Revanche jede Logik über Bord geschmissen wird. Und daran, wie vehement der Glaube an die Existenz amerikanischer POWs in MISSING IN ACTION (durch Braddock) vertreten wird, lässt sich gut ablesen, wie tief verwurzelt die Traumatisierung der Amerikaner war.

A: Der Grund auf diegetischer Ebene liegt schlicht darin, dass wir hier von einem kommunistischen Staatsgefüge sprechen, für das die Revolution erst dann endet, wenn auch der Rest der Welt die Flagge Lenins und Hô Chi Minhs schwingt. Das wird auch in der Konfrontation zwischen Braddock und Vinh deutlich, als Braddock ihn wegen der Opfer in Bangkok anklagt, die bei dem missglückten Anschlag auf sein Leben umkamen und Vinh sich rausredet mit der Bemerkung: "Fortunes of war!" Vietnam befindet sich, zumindest aus Sicht des Films und somit der USA, im permanenten Kriegszustand.

FH: Aber auch, wenn man deine durchaus richtige Beobachtung aufgreift, dann stellt sich immer noch die Frage, was die Vietnamesen mit den Kriegsgefangenen vorhaben. Gerade, wenn es ihnen um Machtgewinn geht, dann MÜSSEN sie das Faktum der Kriegsgefangenen publik machen. Sonst könnten sie die paar Soldaten auch einfach umbringen, anstatt sich die Mühe zu machen, sie zehn Jahre lang in einem Lager einzuquartieren. Aber wahrscheinlich könnten wir darüber tatsächlich noch solange diskutieren, bis Norris sich entschließt, mit MISSING IN ACTION IV sein Comeback zu starten, also lass es uns dabei belassen.

A: Die Vietnamesen hätten im Fall eines "offziellen" Kriegsaubruchs gleich wieder ein Druckmittel in Händen und könnten mit den Bildern ausgezerrter Kriegsopfer aus einem schon verlorenen Krieg in die Öffentlichkeit gehen und den psychologischen Vorteil nutzen. Aus militärischen Kreisen war übrigens zu hören, dass 1981 tatsächlich eine Befreiungsaktion seitens der Delta Force geplant war, diese aber nach Bekanntwerden gestoppt wurde und die amerikanischen Gefangenen auf Laos im beiderseitigen Einvernehmen der vietnamesischen und amerikanischen Regierung eliminiert wurden. MISSING IN ACTION zeigt in den immer noch gut bewachten Lagern der Vietnamesen, dass das Vietnam des Films wenigstens noch mit einem Einsatz der Amerikaner rechnet. Die Realität erscheint da doch wesentlich grausamer.

FH: Eigentlich ziemlich erschreckend, wenn man einem Film wie MISSING IN ACTION zugestehen muss, dass er eine "geschönte" Realität abbildet. Chuck Norris der Schöngeist?

Freitag, Juli 21, 2006

Ein Klavier, ein Klavier!

Das ist es zwar nicht ganz, dieses kleine Soundfile, das uns von Immo (siehe Link rechts) freundlichst zur Verfügung gestellt wurde, kommt der Sache aber näher als SURVIVOR mit der Stromgitarren-Urversion ihres ROCKY-3-Hits EYE OF THE TIGER.

Geschichtsstunde

Um auch etwas für die Bildung unserer Leser zu tun, gibt es hier einen Ausschnitt aus dem Bruce-Lee-Film DIE TODESKRALLE SCHLÄGT WIEDER ZU. In diesem Ausschnitt darf man dem Filmdebüt von Chuck Norris beiwohnen. Entgegen seinen späteren Filmauftritten ist er hier a) der Böse und kriegt b) ordentlich die Fresse voll ...

Mittwoch, Juli 19, 2006

Volle Packung!

Nach MISSING IN ACTION geht's so weiter:

Schwarzer Jäger, weißes Herz

Action Jackson (Action Jackson)
USA 1988
Regie: Craig R. Baxley, Drehbuch: Robert Reneau, Musik: Herbie Hancock, Michael Kamen, Kamera: Matthew F. Leonetti, Schnitt: Mark Helfrich, Darsteller: Carl Weathers (Jericho "Action" Jackson), Craig T. Nelson (Peter Dellaplane), Vanity (Sidney Ash), Sharon Stone (Patrice Dellaplane), Bill Duke (Captain Armbruster), Robert Davi (Tony Moretti)

Synopsis: Der Detroiter Cop Jericho "Action“ Jackson (Carl Weathers) wurde degradiert, als er auf gewohnt robuste Art und Weise mit dem kriminellen Sohn des Automobilherstellers Peter Dellaplane (Craig T. Nelson) abrechnete. Seitdem sind Dellaplane und er sich spinnefeind. Zwei Jahre später erschüttert eine Mordserie die Stadt, Opfer sind Verantwortliche der Automobilgewerkschaft. Die Spur führt Jackson bald schon zu Dellapane, der sich scheinbar einiger unliebsamer Elemente entledigen möchte. Mit der Sängerin Sidney Ash (Vanity), einem Sexspielzeug des brutalen Kapitalisten, heftet sich Jackson an dessen Fersen.

DER AUSSENSEITER: Mit ACTION JACKSON ist der Blaxploitationfilm in den 1980ern angekommen. Die Frage, die sich stellt, ist: Gehört er da überhaupt hin? Der gesellschaftliche Verlauf der 1960er – allen voran die Bürgerrechtsbewegung, die den Afro-Amerikanern ein neues Selbstbewusstsein schenkte – begünstigte die Entwicklung eines Kinos, in dem sich die schwarze Bevölkerung wiederfinden konnte. Sie sollte sich nicht länger an irgendwelchen weißen Helden festhalten oder an schwarzen Identifikationsfiguren, die nur dafür da waren, den weißen Hauptdarsteller zu chauffieren. Die amerikanische Krimiserie DER CHEF, ebenfalls in den späten 1960ern produziert, treibt das Ganze dann noch auf die Spitze, wenn der farbige Mark seinen rechtskonservativen Vorgesetzten Ironside (sic) im Rollstuhl durch die Gegend schieben darf. Letztgenanntes Beispiel zeigt dann auch auf, wo es nach Meinung weißer Film- und Fernsehproduzenten für schwarze Figuren hätte hingehen dürfen. Wohl einziges Gegenbeispiel in den 1960ern war Sidney Poitier, ein von weißen Hollywoodbossen zurechtgestutzter "Hochglanzschwarzstorch“, der von der Realität schwarzer Ghettokids so weit entfernt war, wie ich von dem Harvardabschluss, den Poitier in jeder zweiten Rolle haben durfte.

FH: Ja, es sieht so aus, als müsste man ihn erst seines genuin afro-amerikanischen Backgrounds entledigen, um dem amerikanischen Publikum einen schwarzen Helden schmackhaft zu machen. ACTION JACKSON ist insofern symptomatisch für die Assimilierung afro-amerikanischer Popkultur durch den weißen Mainstream. Es wird ganz deutlich, dass die schwarze Hautfarbe seiner Hauptfigur nur ein Oberflächenmerkmal ist. Das war es in den kommerziellen Auswüchsen des Blaxploitationkinos sicherlich auch, aber eben anders. Dort wurde noch ein gewisser Exotismus gefeiert, der die absurden Klamotten und den Slang in den Vordergrund rückte. "Der Schwarze“ hatte gefälligst diesen Klischees gewachsen zu sein, er sollte anders sein. In ACTION JACKSON beweist man, dass der Schwarze der bessere Weiße ist.

A: In der Tat: Jericho Jackson hat weitaus weniger mit seinen rüden Vorgängern aus der Blaxploitationwelle der 1970er gemein als mit dem wohlerzogenen, immer feine Anzüge tragenden Virgil Tibbs aus IN DER HITZE DER NACHT. So lässt sich zu Jericho "Action“ Jackson wohl sagen: Virgil Tibbs als Crash Test Dummie. Er hat die Referenzen, die ein guter Afro-Amerikaner in den Reaganomics vorzuweisen hat: völlige Entledigung vom streettalk, Ghettomanierismen und ähnliche spastische Bewegungen werden ad acta gelegt, er besitzt die Fähigkeit, sich in gehobener Gesellschaft kultiviert auszudrücken, die schwarze, sexuelle Urkraft ist auf ein weißes Maß reduziert und – beim Modell "Action“ Jackson noch zusätzlich mit drin – der Harvardabschluss.

FH: Richtig. Dass Jackson sich auf der Straße überhaupt nicht zurechtfindet, zeigt sich in einer Szene, in der er erst die Ausschlachtung seines Autos betrauern muss, weil er es sehr naiv in einer finsteren Gasse geparkt hat, und ihm anschließend noch mit einem einfachen Trick die Dienstmarke geklaut wird, ohne dass er es bemerkt. Zum Thema Sexualität: Zwar bleibt Jackson den ganzen Film über enthaltsam, obwohl ihm an jeder Straßenecke seine sexuelle Anziehungskraft bestätigt wird, dennoch reicht seine Virilität aus, die weiße Hausfrauenfantasie vom edlen Schwarzen mit dem Riesenpimmel resp. die entsprechende Paranoia weißer Männer zu bedienen, anders lässt sich die sich anbahnende Beziehung zwischen Jackson und Dellaplanes Ehefrau nicht erklären, genauso wenig wie Dellaplanes Reaktion.

A: Selbstverständlich lassen sich die vorhergehenden Entwicklungen nicht einfach ignorieren und müssen deshalb entsprechend implementiert werden. Allerdings erfolgt dies mehr auf der Gegenseite als auf Seite Jacksons. Wilde Flüche und unflätiges Benehmen liegen überhaupt nicht in Jacksons Ressort. Eher noch darf er andere zur Ordnung rufen, wenn er zum Beispiel Sonny Landham als Drogendealer Mr. Quick aus dem Fenster eines mehrstöckigen Wohnhauses befördert und ihn vorher noch zweimal wegen seiner vulgären Redeweise ermahnt. Um das Bild der 1980er von Afro-Amerikanern mal auf den Punkt zu bringen, könnte man sagen, das Jackson – nicht zuletzt durch das sympathische treu-doofe Gesicht von Carl Weathers – der jüngere Hau-Drauf-Bruder von Bill Cosby ist.

FH: Dazu passt, dass auch der rohe Streetlook des Blaxploiters dem geleckten Eighties-Style gewichen ist, die eklektischen Verwirrungen in der Einrichtung der Stromlinieförmigkeit des Neon-Chics. Statt des lässigen, bunten Zuhälterfummels trägt Jackson das Kostüm des weißen Karrieristen: das Oberhemd – ein Zugeständnis: hochgekrempelte Ärmel – mit farblich darauf abgestimmter Krawatte. Und ihm zur Seite steht das ehemalige Prince-Protegé und Popsternchen Vanity, die mit ihrem geleckten Eighties-Designer-R`n`B belegt, auf welchem musikalischen Tiefpunkt sich die Black Music in den Achtzigern befand. Davon zeugt auch der banale Synthiescore von Jazzlegende Herbie Hancock, der bezeichnenderweise mit Michael Kamen zusammen gearbeitet hat.

A: Kommen wir mal zum Schurken: Peter Dellaplane erfüllt vollständig das Bild eines mobilen Erfolgstypen der neuen Generation. Kein fetter Ölmillionär oder alternder Hardliner ...

FH: ... und kein arabischer Terrorist oder russischer Diktator ...

A: ... sondern ein machtbesessener Opportunist, der sich auf jede Situation einstellen kann. Seine Wendigkeit wird in seinem Hang zum Fernöstlichen deutlich.

FH: Sehr schön seine kurze Karate-Darbietung, die aus dem Eighties-Action-Inventar nicht wegzudenken ist. Genausowenig wie die Tatsache, dass der Böse natürlich auch in einem Trainingskampf nicht davor zurückschreckt, seinem Partner sämtliche Knochen zu brechen. Auch darin zeigt sich die Wendigkeit: Dem Ehrgefühl des fernöstlichen Karatemeisters setzt er auf den eigenen Vorteil bedachte Rücksichtslosigkeit entgegen.

A: Geradezu eklektisch sucht er sich aus allen Welten das Beste, um seinem unverhohlenen Manager-Narzissmus zu frönen. Wie der Narzisst ist er dabei eben von diesem rücksichtslosen Streben nach Macht und der Selbstdarstellung bestimmt. Seine rattenähnlichen Gesichtszüge und sein graumeliertes, zurück gegeltes Haar zeugen von Entschlossenheit. Er umgibt sich nur mit exklusivsten Gütern, u. a. einer wunderschönen Frau und einer ebenso schönen exotischen Geliebten, deren Dealer er gleichzeitig ist. Und an letzterem zeigt sich dann auch die perfide Machtgeilheit des Peter Dellaplane. Er muss immer kontrollieren, nichts darf sich seinem Einfluss entziehen.

FH: Craig T. Nelson ist die Idealbesetzung für diesen widerlichen Burschen, der so machtbesessen ist, dass er sogar seine Frau Patrice (Sharon Stone, gegen ihr späteres Rollenklischee als biederes Hausweibchen besetzt) umlegt, als sie ihm in die Quere zu kommen scheint bzw. sich mit Jackson einlässt. Man sieht Dellplane förmlich an, wie das Wörtchen "Rassenschande“ durch seinen Kopf zuckt.

A: Logisch, denn in ACTION JACKSON wird wieder mehr auf ethnische Reinheit geachtet. Konnten im Blaxploitationfilm der 70er Schwarz und Weiß noch „kunterbunt“ beieinander liegen, so wird hier jedem Töpfchen wieder sein entsprechendes Deckelchen zugewiesen. Die Beziehung zwischen der farbigen Sidney Ash und dem Vertreter der weißen Elite Peter Dellaplane wird von Anfang an lasterhaft dargestellt. Ein perverses Spielchen aus Drogen und Unterwerfung, also genau das Richtige für einen Machtmenschen wie Dellaplane und eine sich prostituierende Nachtclubsängerin, die sich mit "H" vollpumpt. Als sie an Jackson gerät, bedarf es ja nur ein bisschen gutem Zureden und einer Willensaktivierung und schon ist sie clean. Lächerlich!

FH: Die Behandlung des Drogenthemas ist typisch für diese Zeit: Die Abhängigkeit Sidneys wird nicht adäquat thematisiert, sie findet nur Eingang in den Film, um den Bösewicht Dellaplane noch teuflischer zu machen und ihm eine gewisse sexuelle Devianz zu unterstellen. In diesem Zusammenhang ist es nur konsequent, dass Sidneys rational gefasster Entschluss, clean zu werden, ausreicht, damit sie auch tatsächlich clean ist. Es erscheint wie ein Witz, dass sie von cold turkey spricht, ohne irgendwelche Entzugserscheinungen durchlebt zu haben. Der Erfolg des Entzugs hängt nur vom Willen ab und der ist wiederum Ausdruck eines reinen Charakters. Letztlich wird Sidney nicht aus eigenem Antrieb clean, sondern weil es innerhalb des Films nötig ist, um sie zum love interest des Vorzeigeschwarzen Jackson zu qualifizieren.

A: Bei alldem sollten wir aber nicht außer Acht lassen, dass der Film einfach sauviel Spaß macht und ich ihn mir immer wieder gern ansehe. Sein Comic-Charakter ist geradezu exorbitant und deshalb kann man dem Film auch nicht böse sein.


FH: Ganz toll ist diese an den ROADRUNNER erinnernde Szene, in der sich Jackson, von seinem Chef gerufen, zwischen zwei Einstellungen buchstäblich in Luft auflöst und nur noch ein Notizzettel durch die Luft segelt, den er eben noch in der Hand hielt.

A: Die übrigens gerne mal wieder aufkommenden BEVERLY HILLS COP-Vergleiche sind völlig daneben, da dieser ohne das Blaxploitation-Kino zwar nicht vorstellbar wäre, aber eben nur eine Extraktion und Weiterentwicklung einer Figur ebendieses darstellt und keinesfalls eine Implementierung des Genres in einem neuen Jahrzehnt, so wie ACTION JACKSON dies tut.


FH: Vor allem ist ACTION JACKSON ein trotz seiner komischen Momente recht brutaler Film, der bei mir nicht zuletzt mit seiner Besetzung punkten konnte. Carl Weathers hat abseits der ROCKY-Reihe leider viel zu wenig gemacht. Diese Hauptrolle steht ihm ganz gut zu Gesicht. Craig T. Nelson ist immer eine Bank, ebenso wie Bill Duke, der den Polizeichef Armbruster gibt. Was den Film auf ewig unsterblich werden lässt, sind jedoch die entblößten Brüste von Sharon Stone und Vanity, die man in kurzer Folge zu sehen bekommt. Und wusstest du, dass der Name ACTION JACKSON auf einer Spielzeugreihe aus den Siebzigern basiert? Ich habe da einige lustige Bilder bei Google gefunden ...

A: Nein, dass wusste ich nicht. Aber der arme Carl Weathers hätte trotzdem etwas Besseres verdient als für den weißen Mann die Onkel Tom-Actionpuppe zu mimen. Irgendwie schien den Produzenten das Konzept wohl zu missfallen, denn der ganze Film wirkt wie der Pilotfilm zu einer Serie, die es nie geben sollte. Schade eigentlich, aber irgendwie auch symptomatisch für ein Genre, das in den 1990ern einige Umwandlungsprozesse durchmachen sollte.

FH: Ja, es sieht schwer so aus, als wollte man mit Jericho „Action“ Jackson einen neuen Filmsuperhelden etablieren, um den man diverse Sequels stricken konnte. Die Charakterisierung, die er durch andere Figuren erfährt, findet im Film keine Bestätigung. So wird er beinahe als Übermensch eingeführt, was sich aus seinen Taten überhaupt nicht entnehmen lässt. Im Gegenteil: Mehr als einmal benimmt er sich wie ein Idiot.

A: Tja, letzen Endes ist Carl Weathers ja dann auch in einer Fernsehserie Mitte der 90er versauert. Wird langsam Zeit, dass Quentin Tarantino sich um ihn kümmert.

Donnerstag, Juli 06, 2006

Jolly Good Fellow

Einen Moment der Ehrfurcht, bitte: Der Gott der Eighties-Action, Sly Stallone, feiert heute seinen 60sten Geburtstag. Ob er dabei genauso umgarnt wird wie auf dem Bild, darf bezweifelt werden. Wahrscheinlich würden seine Nerven das aber auch gar nicht mehr mitmachen. Wir gratulieren und wünschen alles Gute für RAMBO IV – Jetzt kämpft er für seine Rente ...